Frage an die politischen Parteien: „Die Einsatzszenarien für das
Bundesheer liegen nunmehr auf dem Tisch. Sie rechtfertigen - mit
Ausnahme der Luftraumüberwachung - in der Gesamtheit kein
Präsenzheer. Dafür sind, z.B. für die Sicherung kritischer
Infrastruktur, hohe Mannstärken gefordert. Eine klassische Aufgabe für
Milizkräfte, die jedoch nach den Erfahrungen aus jüngeren
Modellprojekten in entsprechender Zahl nicht auf freiwilliger Basis
rekrutierbar sind. Gibt es in Ihrer Partei Modelle, die diesem Manko
entgegenwirken können und unter den gegebenen Umständen auch
finanzierbar sind?"

SPÖ:
„Es ist wichtig festzuhalten, dass sich das aus Grundwehrdienern,
Berufs-, Zeit- und Milizsoldaten sowie Zivilbediensteten bestehende
Mischsystem bei der Aufgabenerfüllung im In- und Ausland vielfach
bewährt hat. Die erforderlichen Mannstärken sind in der neuen
Österreichischen Sicherheitsstrategie festgeschrieben und können
ausreichend erfüllt werden. Was den Dienst in der Miliz betrifft, so
verfolgen wir weiterhin das Prinzip der Freiwilligkeit. Die im Bericht
zur Reform des Wehrdienstes enthaltenen Attraktivierungsmaßnahmen für
die Miliz sind eine gute Basis für eine künftig steigende Zahl an
Interessenten.“

ÖVP:
„Wir wollen die Miliz nicht nur stärken und attraktiver gestalten. Es
ist zentral, Wehrdienstleistende möglichst frühzeitig ausführlich über
das Milizsystem und die Möglichkeiten eines Dienstes in der Miliz zu
informieren und die Miliz aktiv zu bewerben. Kundenfreundliche
„Servicestellen“ in den Bundesländern sollen dazu als zentrale
Anlaufstellen für Interessierte und Angehörige der Miliz zur Verfügung
gestellt werden. Um genügend Wehrdienstleistende für die Miliz
motivieren zu können, soll außerdem ein umfassendes Anreizsystem
geschaffen werden.“

FPÖ:
„Der Milizsoldat erhält eine angemessene Bereitstellungsprämie von
5.000,- Euro. Den Arbeitgebern (Privatwirtschaft) von Milizsoldaten ist
ein adäquater Steuerabsetzbetrag einzuräumen.“

DIE GRÜNEN: „Nein. Die Einberufung von Milizkräften zur Sicherung von
Infrastruktur wäre im Krisenfall (z.B. großräumige Katastrophen) ohnehin
nicht durchführbar. Die Einsatzpläne haben sich für diesen Fall auf die
KadersoldatInnen zu beschränken.“

BZÖ:
„Hinsichtlich der Annahme über die Einsatzszenarien müssen wir deutlich
widersprechen und wissen auch nicht, auf welche sich die Frage konkret
bezieht. Jede ernsthafte Analyse, wie wir sie in unserem Konzept mit
internationalen und nationalen Experten angestellt haben, zeigt, dass es
eines hohen Präsenzgrades zur Aufgabenerfüllung im Ausland und eines
großen, aber über einen längeren Zeitraum heranziehbaren und
eigenständig strukturierten Milizanteils für v.a. Inlandsaufgaben (die
über jenes Spektrum hinausgehen, das die Präsenzorganisation nicht
bewältigen kann) bedarf. Ebenso braucht es die ergänzende Miliz für das
Auslandsengagement. Die Rekrutierung der Miliz wird wohl mit
glaubwürdigen Anreizsystemen unterschiedlicher Art und großer
Bandbereite begleitet werden müssen. Neben unmittelbaren ökonomischen
Faktoren (Bezahlung nach Marktniveau ab Erreichen eines gewissen
Ausbildungsniveaus und davor Orientierung an Lehrlingsbezügen) würden
etwa die Anrechnung der im Dienst erworbenen Qualifikationen auf
Ausbildungen in verwandten Berufen, Stipendienmodelle, zusätzliche
Beiträge zu Sozialversicherungszeiten oder auch die bevorzugte Übernahme
in den öffentlichen Dienst substanzielle Anreize darstellen. Darüber
hinaus wäre jedenfalls ein aktives Informationskonzept notwendig, das
bereits in der Schulzeit einsetzt und von der Politik, den Medien und
anderen gesellschaftlichen Bereichen (einschließlich der Wirtschaft)
mitgetragen und gefördert wird.“

TEAM
STRONACH: „Wir wollen den Wehrdienst völlig reformieren und
modernisieren: Junge Leute sollen für den Dienst mit der Waffe, für
verschiedene technische und handwerkliche Tätigkeiten und insbesondere
auch für Katastropheneinsätze ausgebildet werden. Darüber hinaus können
sich junge Menschen zu einem freiwilligen, zweijährigen bezahlten Dienst
melden – sofern sie laut Stellung geeignet sind. Daneben muss es auch
die Möglichkeit zu einem ebenso zweijährigen, freiwilligen Zivildienst
geben. Zusätzlich zur Grundausbildung soll auch Weiterbildung in
zukunftsträchtigen, von der Wirtschaft nachgefragten Bereichen angeboten
werden. Diese beiden Jahre sind für die Pensionszeiten anzurechnen. Wir
wollen ein möglichst schlagkräftiges und optimal einsetzbares
Bundesheer. Unsere Soldaten müssen bestmöglich und modern ausgerüstet
sein. Und dies vor allem auch für Katastropheneinsätze. Für uns hat die
Freiwilligenarbeit einen besonderen Stellenwert, weil ihre
Vorbildwirkung einen enormen Mehrwert schafft. Vor allem die Politik ist
gefordert, von diesen Menschen zu lernen. Wir fühlen uns den vielen
Freiwilligen in Österreich besonders verbunden, weil wir Politik als
Dienst an der Gesellschaft verstehen und nicht als eine Möglichkeit,
sich persönliche Vorteile zu verschaffen."